Beliar ist nicht böse

ACHTUNG

Die in diesem Artikel behandelten Themen sind Analysen ehemaliger und aktueller Mitarbeiter des Almanachs. Sie sind lediglich Versuche, Themen zu rekonstruieren, zu analysieren und/oder zu erklären. Nichts davon wurde offiziell von Piranha Bytes oder THQ Nordic abgesegnet oder geprüft.

Beliars Rolle in Gothic hat sich einige Male verändert. Eigentlich für jeden Spieleteil eimal. ->Mehr dazu
Das liegt hauptsächlich an verschiedenen Meinungen und Standpunkten der Entwickler. Speziell für Beliar waren das zB Mike und Björn zwischen Gothic I und Gothic II.

Kurz gefasst war Beliar

• in Gothic I einer von drei Göttern. Er war Gott der Nacht und des Todes, der diejenigen in seinem Totenreich strafte, die gegen die drei Götter sündigten.
• in Gothic II wurde er zum antagonistischen Gott mit dem Ziel von Anfang an die Schöpfung zu vernichten.
• in Gothic 3 wurde seine Rolle wieder etwas sanfter und er zwar immer noch der Feind Innos', aber sucht eher die Herrschaft über die Welt, anstatt ihre Vernichtung.

Was ist er denn nun? Ist er der böse Gott der Vernichtung?

Beliars böse Seite

Schöpfung vernichten

Beliar ist die Verkörperung der Dunkelheit und seit dem Beginn seiner Existenz konnte er das Licht nicht ertragen. Ebenso alles was mit dem Licht in Zusammenhang stand. Deshalb bekämpfte er es und zerstörte jede Schöpfung seines Bruders.
Als sich Adanos zwischen sie stellte, übernahm er Kontrolle über das Entstandene und Beliar hatte nicht mehr die Macht oder Möglichkeit die Schöpfung zu vernichten.

Auf dass es das Land zerstöre

Nun da er das Geschaffene nicht mehr zerstören konnte, versuchte er immer noch seinen Bruder zu besiegen und nutzte Teile der Schöpfung, machte sie zu seinen Wesen und schickte sie gegen Innos zu kämpfen und das Land zu verwüsten.

Sein Erwählter im Leib eines toten Drachen hatte die Aufgabe Innos' Gefolge zu vernichten und die Welt in Schutt und Asche zu legen.

Gut (bzw. nicht böse)

Opfer der Umstände

• Beliar wurde von Innos geschaffen, weil Innos' Licht zu hell für Lebende Wesen strahlte. Beliar war die Nacht und wurde als Dunkelheit geschaffen. Er ist der natürliche Antipart zum Licht und kann deshalb nur dagegen sein.

• Nachdem Adanos einen Ort schuf, an dem die anderen beiden Götter keine Macht hatten und Beliar diesen nicht zerstören konnte, versuchte er sogar sich darin einen Platz zu suchen und Teil davon zu werden. Aber die Menschen schliefen in seiner Nacht und beteten nicht zu ihm. Selbst ein Mensch, den er sich selbst schuf ignorierte ihn. Da wurde er so wütend, dass er seinen Menschen tötete und bis heute als Gott des Todes gefürchtet ist.

Die oberen beiden Punkte sind Beispiele für Beliars Verzweiflung und Gründe für seinen Hass gegen Innos. Er suchte aber keine reine Vernichtung der Welt mehr, sondern Übernahme, Eroberung. Der Meister der Drachen sollte nur die Spuren Innos' von der Welt tilgen und sie dann neu ordnen ("...um mit ihnen das Geschick der Erde neu zu richten"), damit Beliar seinen Platz finden konnte, der ihm immer verwehrt wurde.

Stärke des Individuums

Während Innos die Welt ordnen will und jedem ein friedliches Leben geben will, ist Beliar ein Gott der natürlichen Stärke des Einzelnen. Seine Philosophie ist das Überleben des Stärkeren (survival of the strongest). Das ist natürliche Ordnung und Evolution, nicht "das Böse".
Der Magier Amul fast das schon gut zusammen: "Es gibt kein Erbarmen für die Schwachen."

• In Zubens Geschichte lesen wir, dass Beliar Zuben zu einem starken Kämpfer macht, denn Zuben betet ihn an.
  Als der Held der neue Erwählte Beliars wurde (Alternatives Ende), befahl Beliar Zubens Tod, denn Zuben war nicht mehr der Stärkere.

• Energie stehlen, ein Zauber Beliars, überträgt Lebenskraft vom Opfer auf den Magier. Der Zauber schwächt den Gegner und stärkt den Magier.

• Vatras lehrt uns, dass (eigentlich) nur wenige Menschen Beliars Ruf folgen, aber die die es tun erhalten große Stärke.

• Passend dazu sehen auch die Schwarzmagier Beliar als Geber von Macht. Wer von ihm gesegnet ist, ist selber ein Zeichen seiner Macht. "Du wirkst sie im Namen Beliars. Du selbst bist ein Zeichen seiner Macht".

• Seit er die Orks zu den seinen machte, ist er ihr Patron und bietet ihnen Schutz.
• Beliar war schon immer der Gott der Orks und man erkennt deutlich in ihrer Kultur wie wichtig den Orks Stärke ist.
  

"Ehre und Stärke, Morra!"

"Selten so einen starken Blick bei eurem schwachen Volk gesehen, Morra."

Orks hassen die Menschen, weil sie schwach sind.

"Wisst ihr warum wir den Krieg gewonnen haben?

Weil die Morras schwach sind.

[...]

Sie sind bloß Würmer, die wir zertreten müssen."

Ist ihr menschliches Gegenüber aber stark, können sie es plötzlich leiden.

"Du bist stark und hast uns Orks Ehre erwiesen"

"Du bist ein starker Krieger und du verdienst Respekt."

Macht und Reichtum

• Die Assassinen verehren Beliar als einziges geeintes Menschenvolk. Sie wollen nicht so sehr Stärke, sie wollen eher Macht durch Reichtum.

• Als Zuben von den Orks freigelassen wird, soll er ein Reich für Beliar schaffen. Wieder keine Zerstörung, sondern endlich ein Platz für Beliar in der Welt.

• Und wird der Held von Beliar erwählt, verlangt er nicht die Vernichtung der Welt, sondern spricht: "Ich werde dir helfen, die Herrschaft über die Welt zu erlangen." und der Held wird ein großer und reicher Herrscher.

Fazit

Beliar wurde von einem neutralen, aber furchterregenden Gott zum einem zerstörerischen und schließlich zu einem erobernden, der nur einen Platz sucht, der ihm zusteht. Letzter gefällt mir persönlich auch am besten. Die Geschichte des ewigen Kampfes zwischen Innos und Beliar ist spannend und sollte nicht der Gothic I-Version weichen, aber niemand würde Beliar wirklich folgen, wenn das Endziel die Vernichtung aller Existenz wäre. Die Drachen, Raven, Zuben... wollen alle leben.

Beliar ist Innos' Feind und er wird weiter versuchen dessen Gläubige zu vernichten, aber wer sich ihm anschließt und stark und nützlich ist... den wird er belohnen.